In der Skill Drill Academy können Eishockeyspieler:innen jeden Alters ihre Schlittschuh- und Schusstechnik verbessern. Auch Anwaltsassistent Alex Schmid.
«Du bist gut! Du solltest wieder spielen», lobt Ludek Kuncek seinen heutigen Schüler. Er steht auf einem künstlichen Indoor-Eisfeld von rund 100 Quadratmetern und schiebt einem keuchenden Mann in Eishockeymontur die Pucks zu. Einer nach dem anderen wird von diesem Richtung Tor spediert. Es knallt, wenn die schwarzen Gummischeiben auf die Bande treffen. Genauso wie in den Stadien der Nati A. Dazu gibt der Trainer genaue Anweisungen, zeigt, wie man die Scheibe annimmt, wie sie am besten beschleunigt.
Hier, in der ehemaligen Wäscherei des Waldhaus Dolder, mutet es an wie in einer richtigen Eishalle. Überall hängen Trikots von Klubs aus aller Welt, an einem Karussellständer stehen Dutzende von Schlägern mit verschiedener Elastizität zum Testen bereit, in der Garderobe warten gigantische Sporttaschen darauf, be- und entladen zu werden. Selbst Tische und Sitzgelegenheiten sind aus alten Schlägern gefertigt.
Das ist das Reich von Kristian Ceniga (40) und Ludek Kuncek (26). Vor eineinhalb Jahren haben die beiden Tschechen hier die Skill Drill Academy ins Leben gerufen – als Geschäftspartner und Trainer vor Ort. Ein Start-up, das sich der gezielten Verbesserung der Schlittschuh- und Schusstechnik unabhängig von Jahreszeiten und Eisbeschaffenheit verschrieben hat. Die Jugendteams der ZSC/GCK Lions trainieren hier, junge Sportler:innen aus der ganzen Deutschschweiz kommen zur individuellen Verbesserung ihrer Fähigkeiten und auch der eine oder andere Profi nutzt das Angebot bereits. Es ist eines von ganz wenigen frei zugänglichen Trainingscentern dieser Art in der Schweiz. Jeder und jede kann hier eine Session buchen und sich von den tschechischen Cracks beraten lassen.
Für einen geübten Schlittschuhläufer kein Problem, für einen Laien ein Schreckgespenst.
Neben dem künstlichen Eisfeld und einem gut bestückten Fitnessstudio, in dem fast täglich Bootcamps durchgeführt werden und auch einige Mitarbeiter:innen von Walder Wyss regelmässig schwitzen, bildet die Skatemill das eigentliche Herzstück der Academy. Ein Rollband aus Gummi, mit dem das Schlittschuhlaufen simuliert werden kann. Man skatet an Ort, während sich unter einem das Band immer schneller dreht und das Tempo vorgibt. Für einen geübten Schlittschuhläufer kein Problem, für einen Laien ein Schreckgespenst. Man sieht sich vor dem geistigen Auge schon nach wenigen Sekundenbruchteilen in der Bande liegen. Auch wenn das nicht möglich ist: Der Übungsleiter steuert das Band, alle Trainierenden sind gesichert. Für die ersten paar Runden hält man sich mit den Händen an zwei Metallgriffen fest, übt das Abstossen und die Gewichtsverlagerung von einer Kufe auf die andere. Erst dann skatet man frei, nimmt noch den Stock dazu, konzentriert sich ganz auf das Trainieren realitätsnaher Eissituationen.
Kunceks heutiger Schüler braucht ein paar Minuten, um ins Element zu finden. Zurück in sein Element zu finden: Alex Schmid, 26, hat in seiner Jugend über zehn Jahre intensiv Eishockey gespielt. Bis zu viermal Training und ein bis zwei Matches pro Woche. Dass er den Sport nicht zum Beruf machen wollte, wusste er schnell. «Dafür habe ich zu viele andere Interessen.» Und ziemlich sicher habe ihm dafür dann doch noch ein bisschen Talent gefehlt. Darum liess er es irgendwann bleiben, konzentrierte sich auf Beruf und Ausbildung – und sein zweites Hobby: die Musik.
Vor der Session gibt er denn auch zu, etwas nervös zu sein. Drei Jahre stand er nicht mehr auf den Schlittschuhen. Drei Jahre hat er praktisch keinen Sport getrieben. Die Sorgen sind unnötig. Nach wenigen Minuten kehren die Automatismen zurück: «Es geht ja noch!», sagt er erleichtert. Die Möglichkeiten der Skill Drill Academy verblüffen ihn. «So trainiert habe ich noch nie», gibt er zu. «Die Möglichkeit gab es damals noch nicht.» Lauf- und Gleittechnik habe man im Mannschaftsverbund auf dem Eis geübt. Hier gehe es ins Detail, in die Feinarbeit. Aber statt gross zu reden, geht er lieber nochmals zurück aufs «Eis» und jagt noch ein paar Pucks durch den Trainingskeller. «Zum ersten Mal vermisse ich den Sport.»
Alex Schmid
Der 26-jährige Zürcher Alex Schmid arbeitet seit einem Jahr als Anwaltsassistent bei Walder Wyss. Seit Herbst 2022 studiert er Wirtschaftsrecht an der ZHAW. Nachdem er in seiner Jugend über zehn Jahre Eishockey gespielt hat, stand er in den letzten drei Jahren nie mehr auf dem Eis. Nach der intensiven Sportphase mit den ZSC/GCK Lions widmete er sich vor allem seinem anderen Hobby, der Musik. Er ist in seiner Freizeit als Produzent in den Genres Hip-Hop und R&B unterwegs.