Der Elitesportler und Anwaltspraktikant Frederik Weber über die Gemeinsamkeiten von Recht und Gefecht.
«Fechten und Jura haben viele Parallelen», sagt Frederik Weber. Er muss es wissen: Der 25-jährige Basler gehört zur erweiterten Weltspitze im Degenfechten. Gleichzeitig absolviert der studierte Jurist ein Anwaltspraktikum bei Walder Wyss. Hier erklärt er, was man als Anwältin oder Anwalt vom Fechten lernen kann.
Jede und jeder hat Respekt verdient.
Denn jede und jeder kann dich schlagen. Im Fechten geht es schnell, da reichen auch mal einige Glückstreffer zum Sieg. Auch im Recht darf man sich nie in Sicherheit wiegen – und sei die Rechtsschrift der Gegenseite auch noch so schlecht verfasst.
Hüben wie drüben:
Erfahrung zählt.
Das beste Fechtalter liegt wohl etwa bei 28 Jahren. Man kann aber durchaus bis 40 auf höchstem Niveau mithalten.
Hüben wie drüben: Erfahrung zählt.
Das beste Fechtalter liegt wohl etwa bei 28 Jahren. Man kann aber durchaus bis 40 auf höchstem Niveau mithalten.
Vorbereitung ist (fast) alles.
Stundenlang werden Waffen präpariert und Gegner analysiert, Kondition trainiert und an der Beweglichkeit und Kraft gearbeitet, um für schnelle Aktionen im Kampf gewappnet zu sein. «Sattelfestigkeit ist die Voraussetzung – in der Kanzlei und auf der Fechtbahn.»
Contenance bewahren.
Wer sich unsportlich verhält und etwa seine Maske nach einer Niederlage zu Boden wirft, kassiert die schwarze Karte und ist für drei Monate gesperrt. «Ist mir noch nie passiert – wahrscheinlich, weil ich früh mit dem Fechten angefangen und diese Werte verinnerlicht habe.»
Filme wie «Fluch der Karibik» haben zwar einen weltweiten Fechtboom ausgelöst, jedoch auch ein falsches Bild vermittelt: Wildes Gefuchtel sieht man im Fechtsport nicht. Die Aktionen sind simpel und geradlinig. Man wartet ab, belauert sich und sticht dann blitzschnell zu. «Flèche», zu Deutsch «Sturzangriff», nennt man diese Attacken. Das führt uns zum nächsten Punkt:
Geduld.
Auch sie lässt sich auf die Juristerei übertragen. Denn: «Fehler und Unüberlegtheit werden auf Eliteniveau sofort bestraft.»
Fechten, ursprünglich aus Frankreich
fördert den Spracherwerb: «Heute landen immer wieder Fällen auf Französisch auf meinem Tisch.»
Am Schluss entscheidet die taktische Cleverness.
«Ein Kampf ist ein Dialog. Man muss die Angriffe des Gegners antizipieren. Und schliesslich den anderen argumentativ überlisten – genau wie vor Gericht.»
Zur List gehört die Irritation.
Wer es schafft, den Gegner oder die Gegnerin früh an der Hand oder am Fuss zu treffen – beim Degenfechten zählen Treffer am gesamten Körper – bringt das Gegenüber aus dem Konzept.
Frederik Weber
begann im Alter von fünf Jahren zu fechten. Heute ist er Teil des Schweizer Nationalkaders und gehört zur erweiterten Weltspitze im Degenfechten. Aktuell absolviert der 25-Jährige ein elfmonatiges Anwaltspraktikum bei Walder Wyss in Basel. Anfang 2024 plant er die Anwaltsprüfung abzulegen.