Nicole Pfister

Auf einer Welle fliegen

Nicole Pfisters liebster Surfspot ist der Strand von Ipanema in Rio de Janeiro. Heute wagt sich die Anwaltsassistentin von Walder Wyss an Wellen made in Wallis.

Surfen in Rio de Janeiro, so beschreibt es Nicole Pfister, ist viel mehr als nur Surfen. Es ist das Warten auf die Welle. Das Vergessen der Zeit draussen auf dem Wasser. Dann sitzt sie auf ihrem Brett, schaukelt auf und ab, redet mit anderen Surfern, hängt ihren Gedanken nach, bis irgendwann die Welle kommt, ihre Welle. Nicole Pfister erwischt sie – oder eben nicht. Nicht so wichtig, die nächste kommt bestimmt.

002 Walder Niki Pfister Full Screen
002 Walder Niki Pfister Full Screen

Hier und heute ist Surfen nur Surfen. In der Alaïa Bay in Sion darf man nicht allzu lange auf und ab schaukeln, sonst rennt einem die Zeit davon und die anderen Surfer werden ungeduldig. Man wartet, bis man an der Reihe ist, das Wasser spiegelglatt und unnatürlich klar. Dann tönt es, als würde ein Schnellzug näherkommen, so ein hohes, anhaltendes Pfeifen. Von einem Moment auf den anderen bauen sich riesige Wellen in der Ecke auf. Für jeden der zehn Surfer einer Session gerade mal eine, dann muss sich das Wasser erst wieder beruhigen, bevor es mit dem nächsten Set losgeht. In einer Stunde rollen gut 160 Wellen durch das Becken. Das erhöht den Druck erheblich, die nächste Welle zu erwischen. «Man muss schampar aufpassen, dass man sich nicht stressen lässt», resümiert Nicole Pfister, als sie ziemlich geschafft aus dem Wasser steigt.

Nie verspürte sie Angst, immer nur Faszination für die Kraft des Meeres.

Nicole Pfisters Mutter stammt aus einem der beliebtesten Stadtteile in Rio, sie selbst ist in Zürich aufgewachsen. Alle paar Jahre flog die Familie für einige Wochen nach Brasilien in die Ferien. Das Meer und die Wellen zogen sie «fast magisch» an. Nie verspürte sie Angst, immer nur Faszination für die Kraft des Meeres. Am Strand von Ipanema begann Nicole als zehnjähriges Mädchen mit dem Surfen. Sie verpasste unzählige Wellen, sie wurde x-mal durchgespült, bevor sie das erste Mal auf dem Brett stand. Dieses Gefühl – «vergleichbar mit Fliegen» – wollte sie danach immer wieder finden. «Es ist chli wie beim Kiffen früher», beschreibt es Pfister, «man wird einfach vollkommen glücklich.»

Dieses Gefühl ist im Wallis nicht auf Anhieb zu finden. Immer wieder spült es Pfister weg. Die schiere Kraft der Wellen, sie ist auch im künstlichen Wellenbad beeindruckend. Es braucht, das sagen die Leute von der Alaïa Bay bei der Einführung, etwas Erfahrung. Denn Wellen sind nicht gleich Wellen. Diese hier rollen nicht von weither an, sondern sind plötzlich einfach da. Die Habitués in Pfisters Gruppe paddeln kaum, zwei, drei Armzüge und dann stehen sie auf. Pfister hingegen paddelt wie wild – um die Welle dann doch zu verpassen. Gegen Ende der Session findet sie dann aber doch noch ihre Welle. Das Gefühl vom Fliegen … es dauert einige wenige Sekunden, dann weicht es dem Gefühl vom ins Wasser fliegen.

Nicole Pfister

arbeitet seit fast vier Jahren bei Walder Wyss in Zürich. Sie war zuerst im Bereich Human Resources tätig, heute unterstützt sie Anwältinnen und Anwälte unter anderem als Paralegal bei ihrer Arbeit. Die 23-Jährige ist zudem für die Ausbildung der KV-Lernenden zuständig und nimmt Lehrabschlussprüfungen ab. Surfen hat sie in Rio de Janeiro gelernt, der Heimat ihrer Mutter. Für diesen Text war sie das erste Mal in der Alaïa Bay in Sion.