Vivien Röll & Hugh Reeves

Montagsfahrt über den Röstigraben

Treffen sich zwei Vertreter der Walder Wyss-Töfffraktion das erste Mal: Vivien Röll fährt von Zürich her auf den Jaunpass, Hugh Reeves startet in Lausanne. Sehr schweizerisch: Die beiden fachsimpeln auf Englisch.

Es sind kleine Details, die aus einem Töff DEN Töff machen. Der Schnauz auf dem Scheinwerfer der Harley. Das Michelin-Männchen, das halb versteckt unter der roten Verkleidung der Triumph hervor winkt.

Um genau diese Details geht es an diesem Montagmittag, dort oben auf dem Jaunpass, wo sich Vivien Röll, Anwaltsassistentin aus Zürich, und Hugh Reeves, Anwalt aus Lausanne, treffen. Sie haben noch nie zusammen an einem Fall gearbeitet, sich noch an keinem Kanzleiapéro getroffen, sich nie ausgetauscht, sie kennen sich nicht – und sind sich doch irgendwie verbunden. Das wird schnell klar, wenn die beiden um ihre Töffs tigern, sich auf Englisch ihre Maschinen erklären, die verschiedener kaum sein könnten. Hier Hughs Brachialtöff, «locker 150 im ersten Gang», da Viviens Cruiser, «eine gemütliche Schönwettermaschine».

Vivien Röll: «Als ich mich entschied, einen Töff zu kaufen, dachte ich zuerst auch an eine Triumph. Ich ging in einen Laden, der auf der einen Seite Triumph und auf der anderen Harleys verkauft. Als ich vor den Harleys stand, war klar: Es muss eine Harley sein. Die Maschinen sprechen mich an, ich habe das Gefühl, dass erst eine Harley Davidson aus meinem Hobby meine Passion macht. Als kleines Mädchen hatte ich eine elektrische Harley Davidson zum Spielen.»

Hugh Reeves: «Deine allererste Maschine war schon eine Harley! Bei mir ging es nie um eine Marke. Mein erster Töff war eine Suzuki 500. Ich hatte immer die Vorstellung, ich müsse ein Motorrad komplett verstehen, einmal einen Motor auseinander- und wieder zusammenzubauen. Diesem Traum fiel meine Suzuki zum Opfer (lacht): Ich habe mit einem Freund begonnen, auseinanderzuschrauben. Es wurde mir dann aber schnell zu kompliziert … Fährst du schon lange?»

«Das weckte bei mir ein Verlangen nach Freiheit. Das wollte ich auch, einfach davonfahren.» Vivien Röll

VR: «Ich wollte schon lange Töff fahren, fahre aber tatsächlich erst seit zwei Jahren. Es brauchte diesen Anstoss: Während des Lockdowns sass ich zuhause und sah immer wieder Motorräder vor meinem Fenster vorbeifahren. Das weckte bei mir ein Verlangen nach Freiheit. Das wollte ich auch, einfach davonfahren. Ich beschloss, endlich die Prüfung zu machen und mir eine eigene Maschine zu suchen.»

HR: «Ich begann 2009. Damals war ich 22 und wollte mir ein bisschen Fun kaufen. Seit einigen Jahren habe ich diese Triumph, an der ich mag, dass sie so retro ist. In Optik und Technik. Sie ist ziemlich rough zu fahren, hat eine wahnsinnige Beschleunigung. Rohe Power, völlig irr, eigentlich. Nicht, dass ich diese brauche, aber darum zu wissen, das bedeutet für mich Freiheit. Als ich noch nicht Töff fuhr, hielt ich das mit der Freiheit für ein Klischee. Ist es aber nicht.»

«Als ich noch nicht Töff fuhr, hielt ich das mit der Freiheit für ein Klischee. Ist es aber nicht.» Hugh Reeves

VR: «Meine Maschine ist ziemlich das Gegenteil von deiner. Sie ist sehr gemütlich, ein Schönwettertöff. Ich würde mich nicht trauen, deine Triumph zu fahren. Das Freiheitsgefühl, das du ansprichst, ist genau das, was ich suche. Und wenn diese Freiheit dann noch so vibriert und so lärmig ist… … Ehrlich gesagt: Irgendwie wollte ich mir auch selber etwas beweisen. Dass ich eine so grosse, schwere Maschine beherrschen kann.»

HR: «Das kenne ich. Es ist ja eigentlich ein primitives Vergnügen. Mann und Maschine (lacht).»

VR: «Das ist nun aber voll das Klischee! Wenn ich sage, dass ich Töff fahre, fragen mich viele: «Ah, eine Vespa?» Nein, eine Harley! Viele finden es dann aber schon cool, ich werde auch oft von anderen Töfffahrerinnen und Töfffahrern angesprochen.»

HR: «A propos Klischee: Die absolute Freiheit auf dem Motorrad habe ich in Kalifornien erlebt. Das hat sich bei mir eingebrannt. Ich fahre durch Eukalyptuswälder, weit geschwungene Kurven, ich cruise in den Sonnenuntergang (nimmt die Arme hoch, Chopper-Lenker, wogt mit dem Oberkörper hin und her), dieser Duft …»

VR: «Das Gefühl von Freiheit auf dem Töff verbinde ich ebenfalls mit einem Duft: Dem von frisch geschnittenem Gras, wenn man über Land durch die Schweiz fährt. Ich entdecke gerade die Schweiz mit dem Töff nochmals neu. Auf dem Jaunpass zum Beispiel war ich noch nie. Das können wir gerne mal wieder gemeinsam machen.»

HR: «Unbedingt!»

Vivien Röll

arbeitet in Zürich als Anwaltsassistentin im Steuerteam, daneben kümmert sie sich um Themen rund um die Anstellung von juristischem Personal. Die 25-Jährige hat bereits ihre kaufmännische Lehre bei Walder Wyss an der Höschgasse gemacht; sie gehört seit 2013 zur Walder Wyss-Familie. Sie kommt aus einem Töff-begeisterten Umfeld und fand 2020, sie wolle nicht immer nur Sozia sein. Röll fährt oft mit dem Töff von Zürich nach Thun, wo ihre Familie lebt. Immer über Land, immer mit einer Glacé-Pause. Sie fährt eine ganz schwarze Harley Davidson Sportster Nightster mit 1200 ccm.

Hugh Reeves

arbeitet als Rechtsanwalt bei Walder Wyss in Lausanne. Der 35-Jährige ist in Lausanne aufgewachsen und hat an den Universitäten Lausanne und Genf studiert. Er lebte einige Zeit in den USA, wo er an der University of California in Berkeley studierte und für eine Kanzlei im Silicon Valley arbeitete. Seit 2016 berät er Klientinnen und Klienten von Walder Wyss rund um die Themen Informationstechnologie, geistiges Eigentum und Datenschutz und hilft Firmen, in den Schweizer Markt einzutreten. Hugh Reeves fährt eine knallrote Triumph T595, Jahrgang 1998, mit 955 ccm.