Staffelbach, Fornara & Reynier

Gemalte Totenköpfe bei Walder Wyss

An zwei Standorten von Walder Wyss hängen Bilder von Totenköpfen. Es sind Werke von Jean-Marie Reynier. Wer ist der Künstler, der uns da mit dem Tod konfrontiert?

Den Totenkopfkünstler würde man hier eher nicht erwarten: Perroy ist ein schmucker Weinbauort zwischen Lausanne und Genf. Jean-Marie Reynier wohnt hier in einem uralten und ebenfalls schmucken Haus und macht, nun, nicht unbedingt das, was man als schmucke Kunst bezeichnen würde. Auch wenn manche seiner Totenköpfe mit breiten neonfarbigen Strichen gezeichnet sind und etwas Kindliches an sich haben – es bleiben Totenköpfe.

002 Walder JM Reynier Full
002 Walder JM Reynier Full

Jean-Marie Reynier, weshalb Totenköpfe?
Der Totenkopf ist für mich das stärkste Symbol des Lebens. Es ist die harte Schale, die statische Struktur, die unser Gehirn umgibt und schützt. Die Hülle unseres Selbst. Ohne Schädel kein Leben.

Und weshalb mögen Anwälte Totenköpfe?
Ich weiss auch nicht genau, weshalb Stefano Fornara und Daniel Staffelbach Totenköpfe von mir in ihren Büros in Lugano und Zürich haben. Aber ich glaube, um ein solches Sujet zu mögen und aufzuhängen, muss man ziemlich mutig sein.

Was ist daran mutig?
Der Totenkopf konfrontiert uns mit dem Tod, er verweist uns aber auch auf die Sinnlosigkeit mancher, sagen wir, Komplikationen ... vielleicht kennen Anwälte so etwas wie eine Werteskala der Komplikationen. Und vielleicht werden sie gerne daran erinnert, dass wir vor den wirklichen Problemen alle gleich sind.

Reynier arbeitet meistens in seiner Wohnung. Hier gibt es den Totenkopf in Messing gegossen, auf Bildern an der Wand, auf Briefmarken gezeichnet, in Plastik als Modell 1:1, in Keramik als Aschenbecher, mit breitem Filzstift auf ein Notizbuch gezeichnet, tätowiert auf dem linken Handrücken Reyniers.

Wie entstehen Ihre Werke?
Es ist ein langer Prozess. Oder ein kurzer, je nachdem, wie man es betrachtet. Ich beginne erst, wenn ich alles so präzise im Kopf habe, dass ich eigentlich mehr umsetze als male. Dann ist nichts zu viel, kein Strich, keine Farbe, nichts.

Das machen Sie für jedes Bild so?
Für jedes Bild oder für jede Serie. Zum Beispiel habe ich eine Serie von 50 Bildern in 50 Tagen gefertigt. Ich habe mich zuvor wochenlang mit meinem Thema befasst, viel gelesen, mir Notizen und Skizzen und Gedanken gemacht. Die Werke waren in meinem Kopf fixfertig, als ich mit dem Malen begann.

Ist es Ihnen wichtig, wo Ihre Kunst hängt?
Natürlich möchte ich immer wissen, wo meine Bilder und Werke hängen. Am liebsten ist es mir, ich kann die Bilder selber aufhängen – so wie bei Walder Wyss. Das gehört ein bisschen zum Werk wie der Rahmen.

Und wenn Sie finden, dass die Kunst und die Umgebung nicht zusammenpassen?
Dann habe ich mich auch schon geweigert, Werke zu verkaufen.

«Ich weiss auch nicht, weshalb Stefano Fornara und Daniel Staffelbach Totenköpfe von mir in ihren Büros in Lugano und Zürich haben. Aber ich glaube, man muss dafür ziemlich mutig sein.»

Bilder Buro Stefano
Bilder Buro Stefano

Totenköpfe im Kunstdreieck

Der Künstler Jean-Marie Reynier lebt und arbeitet in Perroy im Kanton Waadt, er ist in Lugano aufgewachsen und hat dort und in Genf Kunstschulen besucht. Reynier ist ein Sandkastenfreund von Stefano Fornara. Fornara ist seit 2021 Partner bei Walder Wyss in Lugano, sein Spezialgebiet ist die Schiedsgerichtbarkeit. In seinem Büro hängt eine kleine Kollektion des Sujets, das Reyniers Arbeit prägt: der Totenkopf. In einem Videocall mit seinem Kollegen im Tessin hat Daniel Staffelbach die Werke entdeckt. So einen Totenkopf? Wollte er ebenfalls. Staffelbach ist Partner in der Gruppe Handels- und Gesellschaftsrecht, in seinem Büro an der Höschgasse in Zürich hängt seit diesem Mai Reyniers «Tête atomique».